LED-Faktor Journalistik

 

LED-Faktor Journalistik

 

In deutschen Kinos ist Steven Spielbergs „Die Verlegerin“ über die Aufdeckung des Watergate-Skandals angelaufen. Es wird spannend sein zu sehen, wie er diese Teamleistung von Verlegerin Katherine Graham, ihrem Chefredakteur und den Reportern neu umgesetzt hat. Bei der ersten Verfilmung aus den 70ern, den „Unbestechlichen“ von Alan Pakula, waren dann doch ein paar der wesentlichen Mitakteure in der „Washington Post“ um der Dramaturgie willen hinten runter gefallen, wie sich in Grahams Autobiografie nachlesen lässt.

 

Noch etwas hat im Februar 2018 seinen Start: Das deutsch-englische Online-Magazin „Journalistik“ von Praktikern und Lehrenden des Metiers. In den Münchner Mediengesprächen, ein Format der Stiftung Journalistenakademie und der Friedrich Ebert-Stiftung, hat Mitherausgeberin Gabriele Hooffacker das Projekt vorgestellt. Zentrale Frage: Ist Journalistik eine notwendige Wissenschaft?

 

Es wundert nicht, dass die Gäste auf dem Podium, ihrerseits aktive Journalisten sowie Lehrende und mehrheitlich Macher des Projekts, das im Grundsatz bejahen. Interessant ist vor allem eine Begründung, die ganz wesentlich an einen Umstand in den Vereinigten Staaten gekoppelt ist: Rund 60 Prozent der US-Journalisten haben dieses Fach studiert, derzeit stehen mehrere 100jährige Jubiläen von Ausbildungsstätten an. Ihre fundamentale Frage „What is journalism good for?“ ist zuverlässig wiederkehrend und Selbstreflektion somit von Anfang an Bestandteil des Berufs. Daraus leitet sich ein Selbstverständnis ab, das auf gesellschaftliche Diskussion und Verständigung abzielt, folgert Horst Pöttker, derzeit Professor in Hamburg. Er hält den amerikanischen Journalismus dem deutschen für überlegen und war damit nicht der einzige auf dem Podium. Auch Bernhard Debatin, der in Ohio lehrt, stimmte dem zu, verwies aber auf dieselbe ökonomische Erschwernis, unter der Journalismus sowohl in Deutschland als auch in den USA leidet: die Folgen der letzten Finanzkrise in 2008 und die vergleichsweise geringen Werbeerlöse in der Online-Werbung. Ein weiterer Hinweis Debatins: Auch an Diversifizierung, also soziale Vielfalt innerhalb der Zunft, mangele es.

 

Trotz allem, die Entschlossenheit, die die „Washington Post“ mit ihrem Untertitel „Democracy Dies in Darkness“ zum Ausdruck bringt, produziert weiter reale Stärke. Journalistik wäre damit eine Art LED-Faktor für das Metier wie auch für die Gesellschaft.

Aus dem Publikum kamen teils heftige Fragen zum Status des Journalismus in Deutschland, auch eine Glaubwürdigkeitskrise wurde ins Feld geführt. Konkretes Beispiel war der Konflikt in der Ukraine, die aus meiner Sicht massiv von russischer Staatspropaganda begleitet worden ist. Hier kann ein Gespräch über Journalistik ein Anfang sein; die Notwendigkeit aber ist klar gegeben.